Entwicklung in der optischen Messtechnik – braucht es mehr Normen?
Die optische Messtechnik entwickelt sich stetig weiter, um immer neuen Herausforderungen der Industrie gerecht zu werden. Obwohl nach wie vor häufig auf die taktile Messtechnik zurückgegriffen wird, liegt die Zukunft eindeutig in der optischen Messtechnik – immerhin eröffnet sie ganz neue Möglichkeiten für das Qualitätsmanagement und die Prozessoptimierung in der Produktion. Entwicklungen sind positiv, um diese Möglichkeiten zu erschließen. Doch braucht es dabei mehr Regelungen?
Einhaltung von Normen
Eine Herausforderung der optischen Messtechnik besteht darin, dass in diesem noch recht neuen Feld erst nach und nach einheitliche Standards geschaffen werden müssen. Während in der taktilen Messtechnik Mittenrauwert (Ra) und Rautiefe (Rz) als Kenngrößen standardisiert sind, fehlt eine solche Kenngröße für die optische Messtechnik. In der Folge definieren manche Hersteller ihre eigenen Kenngrößen, was einen einheitlichen Umgang mit den Messdaten erschwert. Offizielle Normen machen diese Herangehensweise überflüssig und erleichtern Herstellern ebenso wie Anwendern die Nutzung der optischen Messtechnik.
Normen in der optischen Messtechnik sind auch aufgrund internationaler Unterschiede notwendig. Gerade Hersteller im asiatischen Markt nutzen oft Angaben, die mit europäischen Datenblättern nicht vergleichbar sind. Das erschwert Anwendern den fairen Vergleich zwischen Anbietern der Messtechnik. Darum wurde eine Initiative aus Industrie und Forschung ins Leben gerufen, die sich für das „Faire Datenblatt für optische 3D-Oberflächenmessgeräte“ einsetzt. Es soll dazu dienen, dem Anwender der optischen Messtechnik Definitionen für wichtige Begriffe zu liefern und auch angegebene Größen zu erklären. Das Ziel ist es, den Vergleich zwischen unterschiedlichen Messgeräten zu ermöglichen.
Bereits vorhandene Regelungen
Mit der Normreihe DIN EN ISO 25178, die zurzeit noch erarbeitet wird, soll beispielsweise die Kalibrierung von Messgeräten vereinheitlicht werden. Bereits erschienen ist die Norm zur Definition von Kalibriernormalen, sowie die Norm zur Beschreibung messtechnischer Merkmale für flächendeckende Topographiemethoden. In den nächsten Jahren soll dann die Norm folgen, welche die Vorschriften für Kalibrierprozesse umfasst.
Regelungen der Automobilindustrie
Die Automobilindustrie unterliegt zahlreichen Vorschriften und Qualitätsstandards, denen ihre Produkte gerecht werden müssen. Um diese Standards zu erfüllen, sind automatisierte Messtechniken ein wichtiges Hilfsmittel. In der Automobilindustrie sind vor allem Inline-Messungen die Wunschvorstellung. Die Schwierigkeit besteht darin, dass Oberflächenrauheit und Topografie in Bewegung nicht mit zufriedenstellenden Ergebnissen gemessen werden können. Das Fließband in der Produktion müsste dafür stoppen – was natürlich nicht dem Wunsch der Kunden entspricht. Eine Lösung ist die Implementierung der Messtechnik nearline, also nicht direkt im Prozess, sondern nah an der Produktion.
Das Unternehmen GOM, deren Software ATOS wir auch bei Kremann und Esser nutzen, waren Vorreiter bei der Bereitstellung von Messzellen, die für Messungen im Karosseriebereich genutzt werden. Nun entwickelt sich die Technik hin zu flexiblen Lösungen, die sich durch einen modularen Aufbau an verschiedene Rahmenbedingungen anpassen lassen. Um dabei dennoch den strengen Regelungen gerecht zu werden, muss sich die Technik noch stark entwickeln. Einheitliche Normen können dabei helfen, dass diese Entwicklungen nicht zulasten der Qualität gehen und die Transparenz am Markt gesichert wird.